Ich bin wieder zurück... Nach einigen Wochen, in denen es ruhig um unterrichtsfreieZeit geworden ist, geht es nun endlich weiter. Nadine, die ihr ja schon aus der Podcastepisode zum Stoffverteilungsplan kennt, hat ihr zweites Staatsexamen bestanden und teilt gerne ihre Tipps mit euch. Dabei ist nicht nur der folgende Gastartikel entstanden, sondern auch zwei interessante Pläusche zwischen uns beiden. Wir quatschen ganz ungezwungen über unsere Tipps und Gedanken - aus Referendars- und Mentorensicht.
10 Dinge, die ich gerne schon VOR dem Ref gewusst hätte
von Nadine Fruck
Im August 2016 habe ich mich ins Abenteuer Referendariat gestürzt. Ich kannte die Horrorgeschichten von überkritischen Mentoren, von Fachleitern, die jede Stunde zerreißen und von regelmäßigen Nerven-zusammenbrüchen der Refis. Damit ich trotzdem halbwegs glücklich durch das Referendariat komme, habe ich mich natürlich informiert und manchmal sehr seltsame Tipps bekommen, an die ich mich lieber nicht hätte halten sollen.
Einer davon war dieser „Man muss den Schülern nur eine Stunde voraus sein!“
Rein fachlich hat das in der Grundschule noch hingehauen, aber schulpraktisch habe ich mir damit selbst viel Stress gemacht. Immer nur von einer Stunde zur nächsten zu planen, machte meine Reihen unstrukturiert, meine Leistungskontrollen waren schwammig, ich selbst rotierte im Hamsterrad. Aber all das hat sich gebessert, als ich begonnen habe, ein Thema vor der Reihe komplett zu durchdenken.
So konnte ich viel langfristiger und damit stressfreier planen. Ich hatte teilweise den Unterricht für mehrere Wochen im Voraus fertig. Das hat mir Zeit für Langentwürfe geschaffen. Außerdem hatte ich beim Ausmachen der Termine mit den Fachleitern schon im Kopf, was ich zeigen will.
Das heißt aber nicht, dass ich permanent die Beine hochlegen konnte. Ich habe mir die Woche vorab durchstrukturiert und meine Aufgaben verteilt. Meistens kam spontan noch eine Besprechung oder eine Vertretung obendrauf. Dank der Struktur musste ich aber keine Nacht durchmachen, auch wenn unvorhergesehene Dinge zu tun waren. Im Zweifel habe ich dann auch mal 12-14 Stunden täglich gearbeitet, aber das ging nur eine begrenzte Zeit lang. Und wenn ich wirklich, wirklich keine Lust hatte, etwas zu tun, dann habe ich meine Pufferzeiten eben für eine Pause genutzt.
Meine Kollegen, Mentoren und Mitrefis haben mir ebenfalls viel Zeit erspart. Wir haben oft Arbeitsblätter, Unterrichtsroutinen oder einfach nur gute Materialien ausgetauscht. Man muss schließlich nicht jede Stunde neu erfinden.
Doch all die Struktur und Teamarbeit rettete mich nicht vor Stunden, die komplett schief gehen und davon hab ich einige gegeben. Mir selbst und meinen Mentoren war dann immer sehr wichtig, dass man reflektiert, woran das gelegen hat und daraus lernt. Trotzdem muss man die schlechten Stunden irgendwann loslassen und weitermachen. Schlechte Stunden machen das Referendariat (und auch die Note) nicht schlecht.
Natürlich gibt es auch die Superrefis, die angeblich keine schlechten Stunden kannten. Das brachte mich oft zum Grübeln und ich habe die Ansprüche an mich selbst unendlich hochgeschraubt und mich dadurch enorm gestresst. Der Vergleich tat mir einfach nicht gut. Auch der Kontakt zu anderen gestressten Refis war ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch Massenpanik. Manche von uns konnten sich vor dem Examen nicht mehr beruhigen und haben mir oft ein schlechtes Gewissen gemacht. Ich hatte permanent das Gefühl, etwas übersehen zu haben oder nicht genug zu tun. Den Kontakt habe ich in der Examenszeit einfach gemieden. Da muss ich mich selbst schützen.
Außerdem habe ich vor der Examenszeit mein Umfeld vorgewarnt, dass nun eine Hocharbeitsphase bevorsteht und ich wahrscheinlich dünnhäutig sein werde und weniger für Unternehmungen zu Verfügung stehe. Jeder hatte für mich Verständnis und ich habe in dieser Zeit viele kleine Gesten der Unterstützung erfahren. So konnte ich mein Referendariat glücklich durchstehen.
P.S. Jetzt erscheint es mir ziemlich offensichtlich, aber vor 2 Jahren hat mir niemand dazu geraten: Schreibe mit, was du für die Schule ausgibst. Die Sonderangebote für Referendare sind zwar günstig, trotzdem musst du nicht alles selbst anschaffen.
Als kleines bzw. großes Extra erzählt Nadine von ihrem Prüfungstag. Wenn euch interessiert, wie so ein Tag ablaufen könnte, welche Tipps euch Nadine mit auf dem Weg gibt, wie es einem als Reffi davor und danach so (er)geht und welche Gedanken (und Sorgen) auch als "endlich-fertiger-Lehrer" bleiben, dann hört hier gerne rein. Gewinnt dabei durch mich auch gerne einen kleinen Einblick in die Perspektive des Mentors bzw. der Mentorin.
#nachgefragt: Welche Tipps hast du rund um das Thema Referendariat?
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